Vom Umzug und anderen Querelen
- Serina John
- 27. Apr.
- 5 Min. Lesezeit

Kartons, Kartons und noch mehr Kartons. Ich kann sie nicht mehr sehen. Einkaufen, einpacken,von links nach rechts schleppen, wieder was auspacken und auch im neuen Haus von links nach rechts schleppen, schieben und auspacken. Dabei hatte ich doch einen super Plan und alles so gut organisiert. Dachte ich zumindest. Es sind unglaubliche 4 Monate vergangen seit Januar. Wo ist bloß die Zeit geblieben? Ein kleines Resumee.
Umzug, immer stressig, immer geht was schief. Es ist völlig egal, wie gut man etwas plant, wie penibel und wieviele Plan B´s man hat. Mit der Zusage des Hauses fing ich direkt an, mich um alles zu kümmern. Diese Zusage übrigens, hat mich einen freudigen kleinen Nervenzusammengebrucgekostet, ich habe noch am Telefon vor Freude angefangen zu weinen, ich denke heute, unser lieber Vermieter war dezent überfordert mit meiner emotionalen Reaktion. Wenn ich daran zurückdenke, ist das auch dezent peinlich, obwohl es eigentlich ziemlich drastisch wiederspiegelt,wie sehr man unter der Situation gelitten hat. Ich fing also an alles aufeinander abzustimmen. Fabis Arbeitsplan, Umzugsdatum, Helferlein. In der Theorie hat das super funktioniert. Die anfängliche Praxis auch. So weit, so gut.
In freien Stunden habe ich gepackt und Kartons ins Haus gefahren. Beim Packen selber immer einen Karton dabei, für den Müllcontainer zum aussortieren. Gnadenlos wurde sich von Sachen getrennt. Dinge im Keller, Krimskramsschubladen, Spielzeug, Küchenuntensilien und vor allem Anziehsachen. 17!!!! Säcke voll mit Sachen, "in die man bestimmt irgendwann nochmal reinpasst", kennt ihr die? Man trennt sich einfach nicht davon. Entweder passt es nicht mehr, es ist völlig aus der Mode, war teuer oder tragen eine besondere Erinnerung mit sich. Man schleppt es von Wohnung zu Wohnung, nur um es dann wieder in die hinterste Ecke oder Scxhublade verschwinden zu lassen. Das haben wir dieses Mal nicht gemacht. 17 blaue Säcke habe ich zu den Altkleidern gebracht.
Ganz bewusst haben wir gesagt, lieber alles was fehlt nach und nach neu, anstatt Altes und nicht mehr Schönes mitzunehmen, um es dann doch kurze Zeit später wegzuschmeißen.
Also haben wir zeitgleich einen Müllcontainer bestellt und Expresssperrmüll beantragt. Da kam ganz schön was zusammen, trotzdem hat man im neuen Haus irgendwie den Keller voll. Mit Werkzeug zum Beispiel.
Sperrmüll und auch der Container wurden fast täglich geplündert, es ist verrückt zuzugucken, was die Leute so mit nach Hause nehmen. Aber gut. Anderen Menschen eine Freude zu machen, auf welche Art und Weise auch immer, hat auch was für sich.
Es war eine Menge Arbeit, aber der Tag des Umzuges rückte näher, alles war organisiert und vorbereitet. Aus einem Gefühl heraus kam ich jedoch auf die Wahnwitzige Idee, mit Fabi einen Transporter zu mieten und 3 Tage vorher schon mal alleine anzufangen, gesagt getan, dazu kamen noch 2 gute Freunde und wir sind mit Autos und Transporter ein oder zweimal gefahren. Gott sei Dank, denn Umzugshelfer wurden krank, Transporter fielen weg und naja, hätte ich mein Bauchgefühl ignoriert, hätten wir ein großes Problem gehabt.
Am Tag des Hauptumzuges fing ich an zu kränkeln und landete letztlich mit fast 42 Fieber auf dem Sofa, mit der Order, es nicht zu wagen, aufzustehen. Das war der Freitag.
An diesem Tag hat mein Vermieter im Übrigen die glorreiche Idee gehabt, einen 8 Meter Teppich mit einer Leiter, einem Radlader und vieler Hände Kraft, durch ein Fenster ins Dachgeschoss zu transportieren. Ein Highlight, dass ein lieber Freund, Gott sei Dank, auf Video festgehalten hat. Absolut sehenswert sowas.
Somit musste meine arme Frau, mit ein paar lieben Menschen, den Rest alleine machen. Das tat mir so leid, aber es ging nichts. Andererseits hatte sie so die Möglichkeit, unserem Exvermieter ein Haus zu hinterlassen, dass ihren Vorstellungen und Wünschen entsprach. Spoileralarm: Besenrein war es nicht, aber ich muss da heute drüber lachen, denn dieser Mensch hat uns so sehr verarscht und ausgenutzt, dass es verdient war, dass er selber "fegen" durfte.
Nach drei Tagen quälend langweiligem Rumliegen und immer wieder in den, nennen wir es "Heilschlaf" fallend, konnte ich, gepimpt mit Fiebermedikamenten, wieder aufstehen. Unter strafenden Blicken und Kommentaren meiner Frau fing ich langsam an, Kartons auszupacken, Schränke einzuräumen und unser Zuhause wohnlich und gemütlich einzurichten. So gingen dann die nächsten Wochen ins Land. Drei Wochen hatte mich diese Seuche im Griff. Normalerweise mache ich das extrem gerne, umräumen, dekorieren usw. aber dieses Mal war das kein Vergnügen, denn es musste ja gemacht werde. Fabi musste wieder zur Arbeit. Im Übrigen ist das Wort "Seuche" hier bewusst gewählt, denn ich habe jeden, der den Raum betreten hat, in dem ich brach lag, angesteckt.
Wenn ich da an früher denke, wo ich nicht eher ins Bett gegangen bin, bevor nicht der letzte Karton leer war und das letzte Teil an seinem Platz stand. Das ist heute nicht mehr machbar, 20 Jahre später.
In dieser Zeit hatten wir auch noch viel die Handwerker im Haus. Auch jetzt ist noch nicht ganz alles fertig. Unser Vermieter hat den Anspruch, dass das nicht unsere Aufgabe ist. Eine, für mich befremdliche Einstellung. Bin ja schließlich etwas anderes gewöhnt.
Es gab in den letzten Monaten viele neue Erfahrungen. Auch für meinen Sohn, der nun mit dem Bus zur Schule fahren musste und somit auch für mein Mutterherz, dass wieder ein Stück mehr loslassen und vertrauen muss. Alles ist anders. Alles ist neu. Alles und ich meine wirklich alles ist schön hier... Das Dorf, das Haus, das Leben hier. es gibt nix woran ich rumnörgeln könnte. Ich bin durchweg zufrieden und diese Ruhe und der innere Frieden machen sich bemerkbar. Es ist so schön, die Tür zu öffnen, ohne sich zu schämen für die Baustelle. Man könnte sagen, wir sind angekommen.
Es gab jetzt aktuell kurzfristig noch mal gesundheitlich eine Quittung für den vergangenen Stress. Aber für mich ist das nur wieder ein Hinweis, sein Leben zu entschleunigen, sich auf das Schöne und Wichtige zu besinnen, bescheiden und glücklich zu sein, mit dem was man hat.
Jetzt, wo man innere Ruhe hat und bekommt, merkt man plötzlich, wie die Motivation und die fehlende Kraft zurück kommt. Liegengebliebenes wird zu Ende gebracht, Pläne vorangetrieben, Ziele gesteckt und im Auge behalten.
Und nachdem mich Vodafone, Mediamarkt und einige Menschen mich in den vergangenen Wochen wirklich auf die Palme getrieben haben, ist jetzt endlich alles in Ordnung. Das Arbeiten macht wieder Spaß, es geht voran und wir fühlen uns einfach wohl.
ich kann euch jetzt tatsächlich nur noch mit spontan geschehenen Dingen und Plänen auf die Nerven gehen.
Lange war es nun ruhig, aber, jetzt geht es wieder los. Das bedeutet, ich werde nun mein zweites Standbein vorantreiben. Denn es macht einfach Spaß, Erinnerungen einzufangen, festzuhalten und sie in eure Hände zu geben.
In diesem Sinne wünsche ich euch eine schöne, kommende Woche.
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